Renovierungsarbeiten 2011
Die katholische Kirchengemeinde St. Jakobus der Ältere in Lichtringhausen ist nicht nur eine sehr lebendige Gemeinde, sondern blickt auch auf eine lange Geschichte zurück. 2011 feierten wird das 100-jährige Kirchweihfest gefeiert. Als Kapellenverein ist Lichtringhausen in den Chroniken bereits seit 226 Jahren erwähnt.
Da bleibt es nicht aus, dass der Zahn der Zeit an den Bauwerken nagt, und Renovierungen nötig und Erneuerungen erwünscht sind. Mit Stolz blickt die Kirchengemeinde auf die Arbeiten der letzten Monate zurück, die aus finanziellen Rücklagen, Zuschüssen des Erzbistums Paderborn und mit viel Eigenarbeit geschaffen wurden.
„Der Kirchenvorstand hat hier sehr gut zusammengearbeitet“, betont 2. Vorsitzender und stellvertretende Geschäftsführer Uwe Arens, der nicht nur bei Pfarrer Andreas Neuser offene Ohren für die Renovierungen fand, sondern auch auf gute Akzeptanz in der Gemeinde stieß. Arens, Hermann-Josef Feldmann (Kirchenvorstand) und Jessica Immekus (quasi als Rendantin der Projekte), freuen sich, dass noch vor dem Winter die Arbeiten abgeschlossen wurden.
„Wichtig ist, dass das Dach wieder dicht ist“, so Feldmann zum aufwendigsten Projekt. Das Kirchendach mit Turm, die hintere Giebelwand und das Kreuz wurden erneuert. Im Giebel ist die stehende Pfannenfassade etwas Einmaliges. Die Reparatur und Säuberung der Bleiverglasung an der St. Jakobus-Kirche war ebenfalls erforderlich. Der Altarraum wurde gestrichen und zugleich mit LED-Lampen ausgestattet. Beraten wurde der Kirchenvorstand vom Gerlinger Architekturbüro Ringelhan, das auch vor 40 Jahren die große Kirchenrenovierung durchgeführt hat.
Mit Spenden der örtlichen Vereine und Patenschaften für die 14 Stationen konnte sich die Kirchengemeinde einen neuen Hingucker im Innenraum der Kirche erlauben: Der Kreuzweg der Josefskirche aus Attendorn wurde erworben und von der Paderborner Firma Ars Colendi restauriert und farblich gestaltet. „Der alte Kreuzweg war voll Schimmel, so dass wir handeln mussten“, erklärt Uwe Arens und lädt alle Attendorner ein, den restaurierten Kreuzweg in Lichtringhausen mal anzusehen.
Eine Erneuerung des Eingangsbereichs zum Innenhof, eine Beleuchtung für den hinteren Kirchenbereich und die Restaurierung des Taufbeckens sind noch Wünsche des Kirchenvorstands für die Zukunft der Kirche, in der an jedem Wochenende im Wechsel (Samstag oder Sonntag) sowie jeden Dienstag (8.30 Uhr) Gottesdienste stattfinden.
Pfarrheim
Ein wichtiger Raum für das Gemeindeleben ist auch das benachbarte neue Pfarrheim geworden. Kommunion- und Firmgruppen, die Messdiener, Frauengemeinschaft, Krabbelgruppe oder auch der Strickklub finden hier beste Möglichkeiten in atmosphärischen Räumen. „Hier gibt es aber keine Veranstaltungen, die in Konkurrenz zur örtlichen Gastwirtschaft stehen“, so Uwe Arens. Im alten Pfarrhaus musste in neue Fenster und einen neuen Fußboden investiert werden, da die Wohnung vermietet wurde. Das Pfarrbüro wurde quasi ins Pfarrheim umgesiedelt.
Kapelle Lichtringhausen
Seit über 40 Jahren ist die Kapelle in Lichtringhausen der Mittelpunkt für die Jugend. „Das Jugendheim hat unsere Nachwuchsarbeit stark belebt“, freut sich Hermann-Josef Feldmann über die Resonanz auf die Angebote. 1788 gebaut, steht die Kapelle seit dem Kirchenbau in Lichtringhausen bereits seit 1911 den örtlichen Vereinen zur Verfügung und wurde unterschiedlich genutzt. Seit 1975 ist die Kapelle Landjugendheim. Die Jugendlichen aus Lichtringhausen sind der katholischen Landjugendbewegung angeschlossen und bestehen heute aus etwa 30 eingetragenen Mitgliedern und einem eigenen Vorstand. Auch die Kapelle wurde Außen neu gestrichen, der Vorplatz erneuert und erweitert sowie eine Außenbeleuchtung angebracht, die gerade in den dunklen Jahreszeiten der Kapelle nun ein besonderes Flair im Licht verleiht. Die Dacherneuerung war ebenfalls nötig, dabei wurde gleichzeitig eine Blitzableitung mit eingebaut.
Friedhof
Die Umgestaltung des Friedhofs war ein weiterer wichtiger Punkt, der viel Eigenleistung abverlangte. Die letzte Ruhestätte liegt nicht nur zentral im Ort, sondern ist für die Verstorbenen und Besucher ein ehrwürdiger Platz. Dementsprechend wurden nun alle Wege gepflastert, so dass alle Gräber gut zu erreichen sind. Alle Urnengräber mit und ohne Gestaltung gibt es auch als Doppelgrab, zudem sind normale Erdbestattungen wie Bestattungen in Gruften möglich.
Chronik im Überblick
Über die Entstehung des Dorfes Lichtringhausen ist bislang noch nicht viel geforscht worden. Zwar haben ehemalige Geistliche des Dorfes aus allen greifbaren Quellen Nachrichten zur Geschichte zusammengetragen, doch ist die eigentliche Dorfgeschichte bis heute nicht umfassend ausgearbeitet worden.
Einziger Anhaltspunkt für die Entstehung Lichtringhausens, früher oft Lechterkusen genannt, ist die Namensgebung selbst. So haben Sprachwissenschaftler nachgewiesen, daß Ortsnamen mit der Endung -hausen in der Zeit zwischen 700 und 800 entstanden sind. Dies deckt sich mit den Grabungsbefunden aus der Attendorner Pfarrkirche, deren Entstehung ebenfalls in diese Zeit fällt. Damals umgab man die Tauf- oder Mutterkirche mit einem Kranz von Dörfern und Einzelhöfen, die für den Unterhalt zu sorgen hatten.
Während Lichtringhausen politisch gesehen zum Amt Waldenburg gehörte, bestand aber auch noch eine regionale Einteilung des Kirchspiels Attendorn in fünf Bauernschaften: die Langenohler, die Albringhauser, Ennester, Heggener und Windhauser Bauernschaft. Zur Letzteren gehörten die Bauernhöfe in Windhausen selbst, dann die in Biekhofen, Bremge, Dahlhausen, Hebberg, Keseberg, Lichtringhausen, Rautersbeul und Weltringhausen.
Der Attendorner Pfarrer Johannes Zeppenfeld (1658 - 1693) rief im Jahre 1658, dem Jahr seines Amtsantrittes in Attendorn, alle alten Bürger der Stadt zusammen, um die Zustände der Pfarrei, wie sie vor dem 30jährigen Krieg bestanden, aufzuschreiben. Er faßte seine Notizen im sogenannten Pastoratrentenbuch zusammen, also jenem Verzeichnis, das in feinster Form sämtliche Einnahmen und Ausgaben regelte. In diesem Rentenbuch von 1658 berichtete er auch über fünf Lichtringhauser Höfe, die schon vor dem 30jährigen Krieg, also vor 1618 bestanden:
"1. Das vorderste Guth in Lechterkusen, Kollen Guth genannt, ist ein Kottergut. Der neue Colon Hermann Storck seit 1692.
2. Langenohls Gut, so alsobaldt ober vorgeschriebenem Guth ligth, ist ein großes Guth, gehoerdt nach dem adeligen Haus Ahusen. Jetziger Colonus Johann Langenohl zu Lechterkusen.
3. Peters Guth zu Lechterkusen, so das mittelste Gut undt Haus im Dorff ist undt
4. Willemes Guth, so gerade hier boven ligt,
5. Bitteren Guth, so das aller oberste im Dorff ist."
Da die Namen der einzelnen Güter und Höfe, z. B. Bitter, zum Teil aus dem 15. Jahrhundert stammen, (Hilmann Bitter war Bürgermeister von Attendorn und hatte als solcher einen umfangreichen Grundbesitz) ist es auch hier nicht auszuschließen, daß die umgebenden Dorfschaften zur Ernährung der Attendorner Bürger durch Landwirtschaft und Viehzucht beitrugen.
Im Jahre 1767 stiftete in Kreuznach der aus Lichtringhausen gebürtige Spitzenhändler Caspar Aßmann 800 Reichstaler zum Bau einer Kapelle und 1 000 Reichstaler für die Feier der hl. Messe an allen Sonn- und Feiertagen, damit, so Aßmann, die Gläubigen ihren christkatholischen Pflichten einigermaßen nachkommen könnten. In jedem Monat beanspruchte er eine hl. Messe für sich oder seine Anverwandten.
Im Jahre 1731 wurde Caspar Theodor Aßmann im Bittern-Haus geboren. Er hatte noch sieben Geschwister. Anton, sein ältester Bruder erbte Bitter-Gut und heiratete 1743 Katharina Springob vom Drosten-Gut auf dem Hebberg. Im selben Jahr heiratete übrigens seine älteste Schwester Maria Margarethe Aßmann bei Drosten in die Bauerei ein. Die jüngste Schwester von Caspar Aßmann, die Elisabeth hieß, heiratete 1763 ebenfalls einen Droste vom Hebberg, der Kaspar Theodor Springob hieß. Wahrscheinlich war es dieses Ehepaar, das unterhalb von Lichtringhausen den "neuen Hof" baute, von dem das heutige Neuenhof seinen Namen hat. Die Nachkommen dieser Ur-Neuenhöfer, von denen übrigens auch die Ackers Springobs in Lichtringhausen abstammen, sind die Einzigen in der Gemeinde Lichtringhausen, die heute von sich sagen können, mit Caspar Aßmann verwandt zu sein.
Doch so einfach, wie die Stiftung ins Leben gerufen wurde, gestaltete sich die Ausführung nicht. Von seiten des Kölner Generalvikariats ist in dem unfangreichen Schriftwechsel immer wieder davon die Rede, dass der Betrag von 800 Reichstaler zum Bau einer Kapelle nicht ausreiche und man so die Stiftung nicht annehmen könne. Schließlich kommt es aber nach harten Auseinandersetzungen zwischen dem Attendorner Pfarrer Bresser, dem Generalvikariat, den Stiftungsverwaltern und der Lichtringhauser Bevölkerung doch noch zum Bau einer Kapelle, und zwar im Jahre 1788.
Doch allein mit dem Bau einer Kapelle war es nicht getan. Man brauchte schließlich auch einen Geistlichen, der die Stiftungsmessen zelebrieren konnte. Auch hier gab es erhebliche Schwierigkeiten. Zwar gab es in Attendorn zur Zeit der Kapellenerrichtung 1788 noch neben dem Pfarrer acht Vikare, die das sogenannte Chorkapitel bildeten, doch war es außerordentlich schwierig, einen der Herren nach Lichtringhausen zu bewegen, zumal der Weg dorthin (von Attendorn aus 1 1/2 bis 2 Stunden) sehr beschwerlich war, denn erst 1891 - 1893 wurde die heutige Straße gebaut. So wurden in der Zeit nach der Errichtung der Kapelle nur ca. 16 hl. Messen im Jahr gelesen. Die Situation besserte sich erst im Jahr 1902.
Gleichzeitig mit der schwierigen Entwicklung zu Abhaltung eines sonntäglichen Gottesdienstes vollzog sich die Gründung eines Kapellenvereins am 17. Juni 1900. Man trug sich mit dem Gedanken, die vorhandene Kapelle von 1788 zu erweitern und kaufte zu diesem Zweck ein Grundstück von Fritz Bock an. 1905 stellte man die Vergrößerung der Kapelle zunächst einmal wieder zurück, da der Bonifatiusverein keine Unterstützung gewähren wollte. Außerdem stieß die Lage der Kapelle bei eng begrenztem und stark abfallendem Platze auf große Schwierigkeiten.
Rettender Engel in dieser schier ausweglosen Situation war der aus Weuste gebürtige und Kölner Domkapitular Prof. Dr. Alexander Schnüttgen (1843 - 1918), der die heutige Lichtringhauser "St.-Jakobus" Kirche erbaute.
In einer Zeitschrift für christliche Kunst schrieb A. Schnüttgen 1911 über den Bau unserer Kirche:
Somit konnte die neue Kirche am 29. Januar 1911 feierlich ihrer Bestimmung übergeben werden. Nach der Lichtringhauser Kirche (1909-1910) baute A. Schnüttgen noch die Kirchen in Listerscheid (1913) und Ennest (1915).
Nach dem Bau der Pfarrkirche in Lichtringhausen hatte die alte Kapelle von 1788 ihren eigentlichen Zweck verloren. Sie erfüllte seit dieser Zeit mehrere Funktionen. So wurde sie unter anderem als Theaterprobenraum (von 1947 - 1952) oder als Gymnastikraum für die Lichtringhauser Jugendfußballmannschaft (in den 60er Jahren) genutzt. 1969 sollte die Kapelle eigendlich in eine Leichenhalle umgewandelt werden. Doch dieser Plan scheiterte, da die entsprechenden Kosten nicht aufgebracht werden konnten. Heute dient sie als Jugendheim und ist auch im Internet unter www.kapelle-lichtringhausen.de erreichbar.